Kalligrafische Handschrift & Baumbuch

Kalligrafische Handschrift & Baumbuch

Tuschesee und Wintersonne umschifft. Mein Baumbuch ist fertig. Eigentlich ein kleines Projekt, doch es wollte seine Zeit dauern. Nun kann ich es in den Händen halten und geräuschvoll darin blättern. Wie die farbigen Seiten des Bauchbuchs entstanden sind, kannst du HIER nachlesen. Ich plante einen Workshop zum Thema kalligrafische Handschrift und dem Motiv Baum. Sofort flossen die Ideen und der Tatendrang …

Dieses Baumbuch war eine kleine Übung und Inspiration, um mich dem Thema kalligrafische Handschrift mit dem Motiv Baum anzunähern. Abstrakte Bäume in Aquarell und Tusche entstanden. Die Rückseite des Papiers hatte eine schlechte Qualität. Nachdem ich es mit weißer Acrylfarbe grundiert hatte, kam mir die Idee, die Rückseite müsste in Schwarz-Weiß gehalten sein.

Es handelt sich um ein sogenanntes Einbogen-Buch. Die Idee, ein Buch aus nur einem Bogen Papier zu gestalten, finde ich schon länger gut. Die Seiten waren schon vor dem Kolorieren und Zeichnen vorgefalzt. An diesen Kanten riss ich das Blatt in vier Teile, legte die vier Lagen zusammen und heftete sie mit der einfachen Fadenheftung. Macht 16 Baumseiten zum Blättern. Das Farbkonzept geht gut auf. Die Schwarz-Weiß Seiten zwischen den aquarellierten entspannen.

Die Seiten Kombinationen haben sich zufällig gefunden, das habe ich nicht geplant. Ein Mischwald aus Linien und kalligrafischer Handschrift! Ich mag es, wenn die Tusche ausblutet. Auch dies ist nicht planbar. Das Papier ist sehr alt und die Oberfläche von nicht besonders guter Qualität. So passiert es an manchen Stellen, dass die Feder das Papier verletzt und die Tusche mit Auslaufeffekten reagiert. Ähnliche Strukturen bilden sich, wenn das kolorierte Papier noch nicht ganz trocken ist, bevor es mit Feder und Tusche beschrieben wird.

Hier lasse ich euch ein bisschen im Baumbuch blättern:

Mein Schriftbild Workshop mit dem Motiv Baum ist fast ausgebucht. Da das Thema so beliebt war, lasse ich mir etwas einfallen. Irgendwann wird es kleine Selbstlernkurse geben. Im Dezember gibt es ein neues Thema für den Schriftbild Workshop, damit er als fortlaufender Kurs funktioniert. Von Monat zu Monat festigen sich meine Ideen und wir werden noch etwas geduldig sein 🙂 Ich möchte euch den »Schöne Post« Workshop ans Herz legen. Wer mag, kann auch hier mit kalligrafischer Handschrift Bäume wachsen lassen. Vielleicht als Korrespondenz-Geschenk zu Weihnachten für eine liebe Person.

Schön, dass du hier vorbeigeschaut hast! Liebgruß von Tabea

Baumschreiben

Baumschreiben

Der »Baum« ist Winterthema bei der Postkunst und in einem meiner Schriftbild Workshops. Dieses Motiv steht schon lange auf der Wunschliste. Als klar war, dass wir uns in dieser Adventspost endlich um den Baum kümmern – oder kümmert er sich um uns? – liefen meine Visualisierungswünsche sofort in alle Himmelsrichtungen und ich setze mich an den Schreibtisch. »Baumschreiben« lag quasi auf der Hand, da ich gleichzeitig die neue Postkunst Aktion und meinen November Workshop plante.

In Wuchsrichtung schreiben, aus dem Handgelenk wachsen lassen. Dem Drall der Äste folgend, in den Himmel sprießen lassen. Linien, Formen, Farbe und Kleckse mischen sich mit Handschrift zum Baumschreiben. Ein Selbstversuch. Ich würde sagen, dieses Baumschreiben hat bestanden und darf in meinen Workshop.

Es wuchs die Idee, ein Baumbuch zu gestalten. Ich lerne bei meinen Workshops immer mit. Begann also gleich mit einem Hintergrund, der meine Zeichnungen tragen sollte. Ein »echter« Baum wächst schließlich auch nicht aus dem Nichts heraus. Nichts kommt aus dem Nichts. Noch in der sommerlichen Technik vertieft, griff ich zu meinem kleinen Aquarellkasten von Therese. Sommerpost trifft Adventspost quasi. Dazu rate ich jeder Person, die Probleme mit Ladehemmungen hat. Nimm etwas Altes und Vertrautes und baue darauf auf. So kommst du schnell in einen Flow und der Rest ergibt sich wie von selbst.

Ich sammelte auf einem vorgefalzten Papierbogen Baumformen und Muster. Zeichnen und Schreiben liegen bei mir dicht beieinander. Wenn ich zur Feder greife und zeichne, stelle ich mir vor, ich schreibe und umgekehrt. Es ist das Gefühl, auf welche Weise ich die Feder halte und führe. Und es geht um das Wissen, dass später jeder Strich auch Schrift sein könnte. Das Baumschreiben entwickelte sich also aus einem Mix aus Baumzeichnung und Schreiben.

Die Rückseite des Aquarellpapieres ist nicht von guter Qualität, daher habe ich sie mit weißer Acrylfarbe grundiert. Kontrastreich arbeitete ich hier nur mit Handschrift in schwarzer Tusche. Und dann ein Zeichen des Himmels! Ein Herbstbaum spiegelt sich auf meinem Arbeitstisch. Ich werde den Rest des Tages damit beschäftigt sein, den Tuschesee aufzupipettieren. Ich leg` jetzt eine Schreibpause ein und zeige euch das fertige Werk ein andermal.

Der Novemberkurs wächst also. Und ich bin gespannt, wie sich meine sommerpöstlichen Bäume durch einen Schriftbild Workshop zur Adventspost hinwinden.

Hast du Lust darauf, deine Handschrift kalligrafisch anzuwenden und magst du Bäume? Dann mach gern mit, es sind noch freie Plätze im November vorhanden:

Liebgruß von Tabea

Meine Sommerpost »Herzensarbeit«

Meine Sommerpost »Herzensarbeit«

Ich bin das Schlusslicht meiner »Liste« und habe letzte Woche meine Wasserseiten für die Sommerpost verschickt. Heute zeige ich die ganze Serie und spreche darüber, was mich dazu bewegt hat. Nachdem ich in den letzten Beiträgen hier im Blog meine teilweise selbst dokumentarische Herangehensweise veranschaulicht habe, bin ich diesmal gänzlich anders herangegangen. Planlos. Auch wenn man es meiner Sommerpost nicht anmerkt, da sie nach Herzensarbeit aussieht.

Wie Wasser habe ich mich plätschernd treiben lassen. Kopf aus. Keine Thumbnails-Entwürfe, kein Streuen in alle kreativen Himmelsrichtungen, keine visualisierten Vielheiten, aus denen ich hätte schöpfen können. Die Arbeit entstand beim Machen und nach jedem Arbeitsschritt ergab sich ein anderer. Ratlosigkeit inklusive. Ohne Plan kommt dann auch das Gefühl von Ungeplantheit auf. Das kann zweischneidig sein. Einerseits das kühne Freiheitsgefühl, das Hoffen auf Überraschungen und andererseits die Möglichkeit alle Blätter mit einer experimentellen Schicht zu ruinieren oder keinen runden Abschluss zu finden.

Zu Beginn der Sommerpost habe ich die Aquarellpapiere auf das Format gerissen und auf meinen kleinen Tisch gelegt. Ich liebte den kleinen Stapel mit seinen flauschigen Kanten. Dann hat mich der Sommer mit gewissen Ereignissen überrollt, die meine Gedanken von der Postkunst-Planung ablenkten.

Der Vorteil davon, sich bewusst keinen genauen Plan zu machen, ist, dass sich dann das Unterbewusstsein regt. Die Stelle im Körper, wo alles schon ist und Sinn ergibt. Die Stelle, die oft vom Kopf übersteuert und nicht gehört wird. Mein Unterbewusstsein sucht seit Wochen das Wasser. Täglich finde ich mich an der Mulde wieder, stecke meine Füße und Gedanken hinein. Das Wasser reguliert meine Turbulenzen. Es gluckert vor sich hin wie Tusche.

Eines Tages denke ich also an meine Mulde, an all meine Lieblingsblicke und an all meine Gefühle, die ich dort Gefühle sein lasse. Und ich lege los. Krame meine kleinen Tuschegläser hervor, lasse den Aquarellkasten links liegen. Evaluiere aus all den Gläschen meine Vorstellung von Farbe, besprühe meine flauschigen Blätter mit Wasser und lass die bunte Tusche fließen. Ein Farbinferno, das beim Arbeiten entzückende Effekte verursachte. Schöne Gefühle auch. Schon während des Trocknens bemerkte ich, dass sich die leuchtenden Farbeffekte gegenseitig auffraßen. Das erzeugte mittelmäßige Gefühle in mir.

Die Rückseiten habe ich nicht geschützt, so kroch die Farbe von der Oberseite zur Unterseite. Ein Wasserspiel, das ich nicht unterbinden wollte. Die aleatorischen Effekte gefielen mir. Streifen und Linien kamen automatisch aus meinem Handgelenk herausgeflossen. Ich dachte an die Mulde und all das, was ich ihr erzählt hatte.

Eine Seite bepinselte ich mit einer meiner Lieblingsfarben »Sanfter Morgentau«. Und mir war plötzlich danach, Steine ins Wasser werfen. Oder doch gleich mein Herz? Ich erinnerte mich also an das, was schon ist, meine Herzserie und meine seit Wochen anhaltende Herzensunschärfe. Ich beobachtete, was passiert, wenn ich mein Herz ins Wasser werfe. Zufriedenstellend.

Während sich meine Morgentau-Herzen in der Trocknungsphasen befanden, meldete sich mein Unterbewusstsein. Ein Bild von meiner Mulde, die wie Tusche ist. Und schon klecksten Tuscheflecken und Herzen auf meine Wasserseiten. Eine Geschichte, die sich fortsetzt. Emotionen, die aus Gefühlen wachsen, auch wenn es nicht immer angenehme sind. Doch genau das ist der Treibstoff für meine Kreativität. Auch die traurigen Geschichten im Leben. Alles braucht seinen Raum.

Nun, wo es so offensichtlich war, dass ich hier meine Herzensarbeit für die Sommerpost fortsetzte, landete die dritte Herzserie aufs Papier. Keine Feder, so die Regel für diese Sommerpost Aktion, sondern der Pinsel ist unser Werkzeug. Daran hielt ich mich und ließ mich auf einen etwas längeren Prozess des Schreibens mit einem sehr filigranen Zahnarztpinsel ein, den mir Michaela mal geschenkt hatte. Ein Liebesbrief an die Mulde. Je nach Anzahl der Streifen variiert der Text.

Gebündelt zu kleinen Heftlagen, beobachte ich meine Wasserseiten noch eine Weile auf meinem Arbeitstisch. Ich bin zufrieden, die Herzserie der Galerie im Kleinformat weitergestaltet zu haben. Es ist gut, sich zu wiederholen, denn das bedeutet, im eigenen Element angekommen zu sein.

Schließlich habe ich die Heftchen eingetütet und in das gelbe Dings geworfen. Tschüßi! Morgen feiern Michaela und ich im Post-Kunst-Werk Blog die Sommerpost Finissage. Zeigen all die Pöste, die wir erhalten haben und was wir daraus gemacht haben. Außerdem haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Dazu bist du herzlich eingeladen! Schau vorbei!

Liebgruß Tabea

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