Baumkarte für Baumkarte flogen fast täglich im Dezember die Adventspöste bei mir ein. Mixed Media im Winterwald, war das Thema unserer Adventspost 2023. Rein zufällig habe ich das Los 24 gezogen und konnte mich reichlich beschenken lassen, bevor ich ans Werk ging. Zeit genug, um meine ursprünglichen Pläne anzupassen. Es gab schon so viele Bäume als Ganzes auf den Karten, sodass ich mich für einen Teilaspekt der Baumthematik entschied. Meine »Adventspost mit Sternrinde im Transferdruck« hat mir sehr viel Freude und Experiment gebracht. Und ich probierte mich zum ersten Mal im Transferdruck.
Transferdruck auf Papier – geht das überhaupt?
Meine ursprünglichen Experimente startete ich mit Weiden im Transferdruck. Die Weide trage ich schon seit vielen Jahren als Ausdruck in die Grundschule zum Zeichenunterricht. Sie hat also schon einiges gesehen.
Transferdruck auf Papier, das klingt wie eine verrückte Idee. Ist es auch. Denn zum Lösen der Druckvorlage muss das Papier ins Wasser und wird dort ordentlich eingeweicht und dann abgerubbelt. Das Papier löst sich schließlich auf und die Druckerschwärze bleibt übrig. Ich brauchte also ein Trägerpapier, das so stabil ist, dass es sich nicht im Wasser auflöst.
Aquarellpapier aus dem Archiv, wie praktisch
Meine Wahl fiel auf eines meiner Lieblings-Aquarellpapiere. In dieser schweren Grammatur war es wohl einst ein Fehlkauf, denn es eignet sich nicht zum Bücherbinden. Perfekt für die Postkunst, denn mir schwebte eine Karte vor, die ich nicht weiter stabilisieren muss. Ich wollte sie nicht nähen, kleben, kollagieren. Alles sollte auf einer Ebene liegen. Nach einigen Versuchen war ich erfreut, das hochwertige Aquarellpapier fühlte sich wie ein Fisch im Wasser und verlor keine einzige Faser. Dabei wird es beim Transfer-Prozess sehr in die Mangel genommen.
Nebenher probierte ich einen Transfer Marker aus, der den unglaublichen Vorteil hat, dass man das Druckerpapier nicht in Wasser auflösen und abrubbeln muss. Der Druck wird mit dem Gesicht nach unten auf das Papier gelegt und von hinten mit dem Stift bemalt. Das Motiv wird auf das darunter liegende Papier transferiert. Die Versuche in meinem Jahresplaner gefallen mir sehr gut (Foto weiter oben). Allerdings waren mir die Ergebnisse auf Aquarellpapier zu ungenau.
Mein Motiv fand ich im Wald – ein gestürzter Stern vielleicht
Bei einem schönen Spaziergang entdeckte ich ein Objekt, dass wohl vom Himmel gefallen sein musste, denn es war übersät mit fremd universellen Zeichen. Es wirkte verrätselt, verlassen und amorph und weckte meine Fantasie. Wer hatte all diese Baumstaben unter der Baumhaut hinterlassen? Ich machte ein Foto und ließ das Fundstück im Wald liegen. War das ein Fehler? Ich muss so oft an dieses Stück Rinde denken.
Von der Rinde zum Foto über einen Laserausdruck auf das Aquarellpapier
Nach einer kleinen Entwurfsphase entschied ich mich für den »Rindenstern« als Motiv. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie er über unserem Mischwald schwebt. Ich wandelte das Foto in Schwarzweiß um, erhöhte die Kontraste und experimentierte mit den Ausdrucken und der Transfer-Emulsion. Das hat Spaß gemacht. Am Rechner schnitt ich schließlich die Rinde in Sternform, druckte sie aus und transferierte sie auf die 32 Postkarten. Das hat eine Weile gedauert und meine Finger waren danach etwas mitgenommen.
Das Druckerpapier wurde mit der speziellen Emulsion auf das Aquarellpapier geklebt. Nach dem Durchtrocknen weichte ich die Stücke in Wasser ein und rubbelte mit dem Daumennagel das Druckerpapier ab. Versuche mit Messer und Löffel scheiterten. Ich brauchte das Gefühl in der Hand, damit ich den Druck nicht mit dem Papier abrubbelte.
Lieblingsgrün und Linien und Handschrift
Mit Feder und Tusche belebte ich den Rindenstern mit einer feinen Liniatur, pinselte ihm einen Schweif und kalligrafierte eine lesbare Botschaft hinzu. Das war sehr meditativ. Anfangs waren die Linien noch Buntgrün und geschwungen. Nach und nach reduzierte ich die Gestaltung auf zwei Farben und geraden Linien.
Jeder Rindenstern ist anders. Das war mir wichtig, obwohl Computerausdrucke diesmal genehmigt waren, wollte ich Unikate schaffen. Einfacher wäre es gewesen, den Stern direkt auf ein Aquarellpapier zu drucken, jedoch schien mir die Transfertechnik verlockender und künstlerischer.
Auf der Rückseite platzierte ich die Grün-Töne, die ich extra neu angemischt hatte. Denn meine Tuschefässchen waren noch gefüllt mit einer Farb-Kollektion aus dem Winter 2021. Das Mischen hat viel Freude gemacht. Unter anderem habe ich versucht, dem Grün einen Lila-Touch zu verleihen. Kann es wer erkennen? Nun ja, ein Versuch war es wert. Ich konnte mich sogar mit gelbem Grün anfreunden.
Nun wünsche ich euch alles Gute mit eurem Winterwald und freue mich, dass ein Rindenstern über den Wipfeln leuchtet. Danke, danke, danke! An all die, die wieder so kreativ, treu und freundschaftlich dabei waren! Immer wieder bin ich überrascht, was für eine Dynamik in den Postkunst Projekten entsteht.
Zum Abschluss möchte ich euch nicht vorenthalten, was mir Chat-AI an kreativen Überschriften für meine Adventspost vorgeschlagen hat. Ich bin begeistert von KI´s forstigem Humor und hochintellektuellem Feinsinn:
»TexturTraum: Rindenstern im Buchstabenhimmel«
»Naturgewebe im Künstlerwald: Rindenstern und seine Baumsymphonie«
»Waldzauber in Vielfalt: Der Rindenstern tanzt mit den Bäumen«
»Bäume in Schrift und Rinde: Der Rindenstern strahlt im Waldensemble«
»Holzpoesie und Buchstabenwind: Der Rindenstern im Winterwald«
»Von Rinde zu Reimen: Ein Stern im Baumgedicht«
»Waldkaleidoskop: Rindenstern und seine Geschwister aus Holz und Schrift«
»Baumharmonie und Schreibkunst: Der Rindenstern im Kontext des Waldes«
Jetzt habt ihr gewiss den richtigen Eindruck, wie ihr meine »Adventspost mit Sternrinde im Transferdruck« zu verstehen habt, oder? Liebgruß von Tabea
Thematische Links:
Die Projektbeschreibung der Adventspost 2023: KLICK
Unsere feierliche Finissage: KLICK
Du möchtest bei der Postkunst mitmachen: INFOS
Meine Adventspost 2022 (auch mit Stern): KLICK
Material selbstgekauft, eigene Erfahrung, keine Werbung:
Marabu Photo Transfer Medium, 250 ml
KREUL Transfer Marker XXL, Strichstärke 4–12 mm
CANSON® Héritage Aquarellpapier, 56 cm x 76 cm, grob, 300 g/m²
Entstehungsgeschichten lese ich so gern… Toll, das Rindenstück. Da gerät man beim Betrachten echt in phantastische Welten… Dass dir der Fototransfer auf Papier gelungen ist, sehr gut. Will ich auch noch ausprobieren… Liebe Grüße
Hallo Ghislana
Ja probier mal! Ich sehe da einige Möglichkeiten. Ich behaupte ja oft nach einer Postkunst Aktion, dass ich eine Technik noch mal weiterspinnen möchte 🙂
Liebgruß von Tabea
Haha, ja mit der KI kann man auch witzige Sachen machen… ich hab mir eine Anzeige für Azubis im Baugewerbe machen lassen…. wir waren erstaunt, wie gut wir den Text fanden….
und bezüglich Fototransfer: Achtung! Ich hab mir tatsächlich schon einmal eine Brandblase gerubbelt… da war ich so im Eifer….
Liebe Wintergrüße aus dem endlich auch etwas schneegezuckerten Stuttgart.
Deine Tanja
Liebe Tanja
KI ist interessant und manchmal finde ich es schwer, ihr etwas außergewöhnliches zu entlocken. Da muss ich dann ganz schön meine eigene Phantasie rein powern. Aber ja, auf jeden Fall lustig und irgendwie unheimlich und sicher aus gut einzusetzen hi und da.
Ha! Ja! Mein rechter Daumennagel war glänzend poliert und auch sehr abgefeilt danach. Tat am Ende ein bisschen weh. Nun ja … über 30 Karten war ja auch eine Menge …
Liebe Grüße von deiner Tabe
deine ausführliche beschreibung mit den großartigen fotos hab ich so gern gelesen und geschaut und liebe jetzt meine karte jetzt noch ein bisschen mehr. auch die rückseite übrigens!! transfer auf papier ist bei mir noch nie so gut gelungen und die rubbelei mögen meine sehnen nicht so gern. aber dein stern ist beeindruckend geworden. und das die ki angeht: echt starke titel! baumharmonie, buchstabenwind, künstlerwald – das hat echt die ki geschrieben?? ich staune!
ein toller beitrag im tabeastil. cool!!
begeisterte grüße von mano
Liebe mano
Oh ja, in so einer großen Auflage möchte ich den Transferdruck auch nicht noch mal machen. Aber für kleine private Sachen geht das schon. Ja, manchmal überrascht mit KI auch. Man muss wirklich sehr genaue Fragen stellen und um den richtigen Tonfall bitten, damit gute Texte herauskommen. Klappt nicht immer 🙂
Liebgruß von Tabe
Liebe Tabe,
ich liebe Deine Karte und die Geschichte dahinter sehr. Vielleicht wurde es schon an Dich herangetragen, aber hier noch eine kleine zauberhafte Begebenheit Deiner Post: Der Mustermacher hinter der Rinde ist der Borkenkäfer. Diese Gänge, die er frisst, sind der Grund, warum die Bäume so schnell sterben. Das ist nicht so schön. Schön und sehr passend ist aber sein Name: Der Buchdrucker.
Und eigentlich räumt der Borkenkäfer ja auch nur da auf, wo der Wald nicht gesund sein kann. Schlimm sieht es zwar aus, aber das Problem ist nicht der Käfer, sondern die Monokultur. Nunja, ich schweife ab.
Deine Karte liebe ich, obwohl sie ja eigentlich Sven gehört. Habe sie mir aber geklaut. Hurra!
Diebische Grüße,
Maike
Liebe Maike
Ja die Sprache eines Käfers! Nun ja, alles in der Natur hat zwei Seiten. Auch Zerstörungsfraß kann schön aussehen. Wenn ich auch auf Seiten der Bäume stehe.
Liebgruß von Tate
Welch eine Freude, Deine Baum-Stern-Geschichte zu lesen und die tollen Fotos zu bestaunen. Danke für diesen schönen Beitrag.
Liebe Grüße
Katrin