Vor einem Jahr, zur Frühlingspost 2023, gab es diesen Blog noch nicht. Gern nehme ich nach und nach meine verflossenen Postkünste nachträglich auf. Nicht mehr lange und die Frühlingspost 2024 beginnt. Michaela und ich haben ein feines Konzept erarbeitet und wir sind schon sehr gespannt. Heute blicke ich noch mal zurück zur Siebdruck-Aktion im letzten Jahr. Damals hat sich schnell das Motiv eines Tadieschens herausgearbeitet. Ein heiteres Wesen, das Küchentücher bewohnt. »Tadieschen im Skizzenbuch« ist jedoch die passendere Bezeichnung, denn das kleine Gemüse hat ein Eigenleben im Skizzenbuch entwickelt.

Ein neues Skizzenbuch mit Konzept

Dieses weiße Weißbuch aus abgelagertem Aquarellpapier hatte ich schon vor einiger Zeit koptisch gebunden. Es gab bisher keinen Anlass, es aufzuschlagen und anzufangen. Den Umschlag und den Spiegel habe ich Weiß gelassen, damit ich es von außen gestalten kann, wenn ich weiß, in welche Richtung es innen geht. Für meine sprießenden Ideen der Frühlingspost mit dem Motto »nach Gusto«, habe ich es angefangen zu füllen. Es war ein schönes Gefühl!

Als Konzept für dieses Skizzenbuch, habe ich mir vorgenommen, mich und meine Arbeit selbst dokumentarisch zu begleiten. Skizzenbücher waren für mich bisher Bücher, in die ich alles möglich hineinschrieb und zeichnete. Ideen, Gedanken, Entwürfe, Farbpaletten, … landeten querbeet auf die Seiten. Oft gab es keine Beschreibung und nicht mal ein Datum. Das ist okay! Manchmal braucht man einen ungebändigten Raum für alles, was aus einem herauspurzelt. Doch ich war sehr motiviert, etwas Neues auszuprobieren.

Selbstdokumentation ist inspirierend

Tadieschen ist gleich auf Seite eins ins Skizzenbuch eingezogen. Mit schwarzer Tusche und Feder leite ich jeden Eintrag mit Datum, Uhrzeit und ein paar Zeilen zu meiner Eingebung ein. Dies sehr entspannt, ohne Dichtkunst von mir zu erwarten. Auch beschreibe ich meine Zeichnungen mit ein paar Worten, gebe Hinweise zu Formaten und Materialien. Obwohl dies planvoll wirkt, gehe ich frei und aus dem Bauch heraus heran. Die Texte und Namen für die Figuren entstehen fast wie von selbst. Für dieses Projekt habe ich meine Tusche Gläschen entstaubt und belebt. Ich griff zu den Farben, die ich mir vor einiger Zeit gemischt hatte.

Warum »selbst dokumentarisch«? Weil ich, während ich einen Entwurf anlege, eine Idee visualisiere oder Gedanken brainstorme, offen und intensiv dabei bin. Warum also nicht auf der Stelle weitergehen und dem Ganzen einen Namen und eine Beschreibung geben? »Herzrübchen«, so ein Wortspiel fällt mir direkt beim Schaffen ein. Zeichnung, Farbe und Schrift gehen Hand in Hand. Es ist wichtig, die Gedanken und Ideen gleich festzuhalten, denn später ist das Gefühl für das Tun im Jetzt nicht mehr vorhanden. Gerade aus der Unernsthaftigkeit entstehen schöne Zusammenhänge. In einigen Jahren kann ich besser nachvollziehen, worum es sich genau handelt. Ich kann Experimente besser weiterspinnen und würde eventuell geplante Einstiege in alte Projekte viel schneller finden.

Technische Hinweise und Nebengeschichten

Mein Tadieschen entwickelte sich frei von Seite zu Seite. Mir schwebte ein heiteres Gemüse vor Augen, in meinen Lieblingsfarben. Ich reduzierte und konkretisierte es und begab mich auf die Suche nach dem richtigen Petrol. Petrol war eine farbliche Vorgabe der Postkunst Aktion. Gar nicht so einfach, sich für einen Farbton zu entscheiden! Zu beachten, ein Mischen mit Tusche ist etwas anderes, als das Mischen mit Siebdruckfarben.

Es entstanden Nebengeschichten. Nach einem Gespräch mit einer Freundin, in dem es um Ernsthaftigkeit ging, entstanden »Grinsgirsch« und »Schmunzelschaumhalm«. Die Freundin deutete an, dass meine Tadieschen zu einfach und heiter wirkten. Diese Bemerkung triggerte mich. Ich beschloss, meine andere Sichtweise mit Humor auf den Punkt zu bringen. Wie ernsthaft muss Gestaltung sein? Wie ernsthaft muss Gemüse sein? Lächelkraut ist die Antwort. Und ein Skizzenbuch ist IMMER eine gute Antwort!

Und dieser Entwurf rechts ist es dann geworden. Die Umsetzung des Siebdruckes auf Küchentuch zeige ich in einem weiteren Blog-Post. Auf der linken Seite befinden sich Mischungen für das Blattgrün, in Anlehnung an den Farbton »Sanfter Morgentau«. Jetzt in der Rückschau wird es um so deutlicher: Das Projekt ist ein Jahr alt und dank der Skizzen und Bemerkungen gelingt das Eintauchen und Rekapitulieren recht einfach. Da bleibe ich dran!

Liebgruß von Tabea


Inspiration

Das Konzept der Frühlingspost 2023: KLICK
Die Finissage, in der meine fertigen Tücher zu sehen sind: HIER

14 Kommentare

  1. Liebe Tabea, es gefällt mir gut, deine Gedanken zum Arbeiten zu lesen, zum Wie und in welchem Heft oder Buch. Solches bewegt auch mich, wenn auch auf ganz anderer Ebene. Ich mag den Gedanken von einem Lebensbuch, das dokumentiert, womit man sich beschäftigt, auch wann etwa, und in dem man später auch mal nachvollziehen kann, wodurch man dorthin gelangt ist, wo man sich befindet. Also nicht örtlich, sondern eher als Seelenzustand.
    Ich finde Tadieschen gehen immer, auch fröhlich, die Welt kann im Augenblick Schmunzeleien wirklich besonders gut gebrauchen.
    Viele Grüße
    Verena
    @verikrea

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    • Liebe Verena

      Ich danke dir für deinen lieben Kommentar! Deine Beschreibung finde ich sehr passend, so geht es mir auch. Ich verwende die Skizzenbücher, um mich selbst zu fühlen, innere Themen zu lösen und Dinge zu finden, die ich sonst nie gefunden hätte.

      Liebgruß von Tabea

  2. Liebe Tabea,
    es ist mir eine Freude, bei Dir mittwochs vorbeizuschauen!
    Bisher habe ich es nur zu einem Schriftbild-Workshop geschafft und war begeistert. Der Baumschrift-Kurs hat mich auch sehr angesprochen, aber da konnte ich nicht. Vielleicht bietest Du nochmal irgendwann einen an? Das wäre schön.
    Ich freu mich schon riesig auf die Frühlingspost und bin gespannt, was Ihr Euch wieder Schönes ausgedacht habt!
    Liebe Grüße
    Anja

    Antworten
    • Liebe Anja

      Ja Baumschreiben war toll! Bald wird es auch wieder Schriftkurse geben. Zur Zeit beschäftige ich mich sehr mit meinem neuen Buch. Wenn ich da einen Grund drin habe, fühle ich mich wieder freier für anderes 🙂

      Und ja, freu dich auf die Frühlingspost! Ich bin sehr gespannt, wie das neue Konzept ankommt. Ich bin Feuer und Flamme!

      Liebe Grüße von Tabea

  3. Liebe Tabea!
    Von Lächelkraut und Herzrübchen. Oder warum ich seit gerade eben mit einem großen Lächeln durch den restlichen Tag schlawiner.
    Du weißt: Kicherknöterich geht immer. Und Tadieschen sowieso.

    Herzlich & auf ganz bald

    Claudia

    Antworten
  4. ich bin ganz verliebt in den grinsgiersch und den kicherknöterich. so bezeichnet verlieren beide doch gleich ihren schrecken für alle gärtnersleut.
    schön, wieder einen einblick in deine skizzenbücher zu bekommen, die ich so toll finde. du gestaltest ein neues buch? juchhu, das wird bestimmt hinreißend! ich freu mich schon jetzt sehr darauf.
    herzensgrüße ♥ von mano

    Antworten
    • Liebe mano

      Fein, dass du vorbeischaust! Ja, ich schreibe ein neues Buch! Ich brauchte eine Weile, um reinzufinden 🙂 Doch jetzt habe ich eine gute Basis und kann mich diesem Zeitfresser-Projekt hingeben.

      Grinsegirsch und Co könnten quasi in ein eigenes Skizzenbuch einziehen mit ihrer Geschichte 🙂

      Liebgruß von Tabea

  5. Ach, was eine Freunde, diese Seiten zu sehen. Du sagst immer, du schreibst und zeichnest immer einfach so alles hin, dabei wirkt jede Seite wie sorgfältig komponiert und lange erdacht, so als gäbe es dazu noch jede Menge Bleistift-Skizzen. Stattdessen fließen diese genialen Zeichnungen und Wortschöpfungen dir direkt aus der Feder. Du weißt schon, das du einfach genial bist, oder muss ich das nochmal sagen?
    Ganz liebe Mittwochsgrüße
    Michaela

    Antworten
    • Hallo liebe Michaela

      Ja … ich habe auch schon überlegt, wie mir das passiert ist, dass ich es fließen lasse und es sieht dann so komponiert aus. Ich denke, da gibt es irgendwann einen Kurs oder ein Buch zu 🙂 Eins nach dem anderen. Also von Bleistiftskizzen und diversen Vorzeichnungen habe ich mich verabschieden. Das ist einer der Tricks.

      Danke für dein Lob! Höre ich immer wieder gern!

      Bis bälde . Tabea

  6. Die unsteten Blattfrisuren und gerade die ansteckende Heiterkeit deiner Tadieschen finde ich wunderbar! Was für ein Energieschub in diesen neuen Tag, Danke 🙂 auch für deine Beschreibungen, Anregungen und spriessenden Ideen. Davon angeregt hab ich mir Federn besorgt, um einfach mal auszuprobieren, deine Bilder machen richtig Lust, Farbe aufs Papier zu bringen. Ich brauche meist noch einen extra Schubs, um wirklich anzufangen, ich glaub, den hab ich heute bekommen.
    Schön, dass du regelmässig von deinen Arbeiten erzählst und Einblick gibst.
    Herzliche Grüsse
    bee

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    • Hallo bee

      Vielen Dank, das lese ich sehr gern, dass ich dich inspirieren konnte! Auch ich brauche manchmal eine Weile, um mich aufzuraffen.

      Liebe Grüße von Tabea

  7. Liebe Tate,
    Deine Art, Gedanken und Ideen festzuhalten, ist nicht nur buchbinderisch ein Gedicht, sondern auch gestalterisch. Ich kenne aus Deinen WOrkshops und Blogbeiträgen nicht eine einzige Seite, die ich mir nicht irgendwo hinhängen würde. Und Deine Gemüsekreationen, die liebe ich. Grinsegiersch und Lächelkraut. Ich liebe es!
    Hör nie auf, Tate zu sein. Du bist wunderbar!

    Antworten
    • Danke liebe Maike, das tut gut! Und so lieb von dir! Konnte ich gerade sehr gut gebrauchen 🙂

  8. Ich finde deine Tadieschen total klasse. Aber auch dein Skizzenbuch gefällt mir. Ich muss da noch nach dem passenden suchen, oder selber machen…. .

    Viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea

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