![Tadieschen im Siebdruck](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5260-1200-1080x675.jpg)
Tadieschen im Siebdruck
Siebdruck war die Technik der Frühlingspost 2023. Eine künstlerische Drucktechnik, die sich sehr gut eignet, um in Serie zu gehen. Mein großes Siebdruck-Sieb habe ich vor vielen Jahren geschenkt bekommen. Es ist etwas größer als meine Küchentücher (»Küchentücher« waren Teil des Postkunst-Konzepts). Die Tücher waren ursprünglich Naturweiß, ich färbte sie Lila. Mein Plan, mit einer speziellen Paste zu arbeiten, stand von Anfang an. Ich war sehr gespannt, wie sich der zeichnerische Duktus der Tadieschen im Siebdruck erhalten lassen würde.
![Tabea Heinickers Atelier. Alles bereit für den Siebstuck: Farben, Werkzeug und co liegen und stehen herum. Bei Sonnenschein!](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4698-600.jpg)
![Blick in den Farbtopf: Hier wird gerade der sanfte Morgentau gemischt. Fr den Siebdruck verwende ich Siebsdruckfarbe von Dekaprint.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4705-600.jpg)
Außer weißer Siebdruckfarbe und die Chemie für das Sieb fand ich alles in meinem Fundus. Das Lila für das Tadieschen nahm ich direkt aus der Dose, was Seltenheitswert hat. Lila ist in den Farbsystemen als schöne und fertige Farbe eher selten vorhanden. Dazu mischte ich einen sanften Morgentau. Für die Blättchen und für die Kontur der Zeichnung, wählte ich ein Petrol. Petrol war eine Vorgabe der Frühlingspost. Meine Farbwelt für mein Tuch nach Gusto, fand ich im Skizzenbuch:
![Eine Seite aus Tabea Heinickers Skizzenbuch. Farb- und Mischproben sind zu erkennen. Tadieschen im Siebdruck habe ich im Skizzenbuch gründlich vorbereitet.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4782-1080.jpg)
Motiventwicklung: Vom Skizzenbuch auf das Vollformat
Meine Tadieschen hatte ich im Skizzenbuch von allen Seiten erforscht und der Entwurf stand. Ich zeichne selten mit Bleistift vor, doch hier war es sehr praktisch, um Feinheiten zwischen Illustration und kalligrafischer Handschrift zu justieren. Mit einem satten Duktus zeichnete ich schließlich mit Tusche und Pinsel die Reinzeichnung.
Dabei hatte ich im Hinterkopf, wie die verschiedenen Ebenen, die sich durch das einzelne Drucken der Farben ergeben sollten, zusammenspielen. Da sich die Kontur mit Illustration und Zeichnung auf einer Druckebene befinden würde, habe ich Schrift und Illustration sich überlappen lassen. Wirkt lebendiger! Ob der Duktus des Pinselstrichs und die Kleckse tatsächlich mit der Technik darstellbar sein würden, wusste ich nicht. Nicht zu wissen, ob etwas, was so richtig viel Vorbereitung und Arbeit macht, nicht klappt oder doch … sorgt für das gewisse Prickeln beim Tun.
![Die Vorlage aus dem Skizzenbuch wird auf das Vollformat übertragen. Hier gibt es sogar mal eine Skizze mit Bleistift. Kalligrafische Handschrift kuschelt an den Illustrationen herum.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4801-1080.jpg)
Drucken der Ebenen mit Folie
Den Entwurf teilte ich in drei Ebenen. Die unterste Ebene in Lila stellt den Körper des Tadieschens dar. Mit der zweiten Ebene wird die Tasdieschen Frisur im sanften Morgentau gedruckt. Und die abschließende Kontur wird im dritten Durchlauf auf das Tuch gebracht.
Um in Serie drucken zu können, wählte ich eine Folie und kein Papier für die Schablone. Schließlich sollte die Vorlage bis zum Schluss durchhalten. Das großformatige Arbeiten mit Folie ist eine Frickelei. So ähnlich wie Mäusemelken. Die übersichtlichen sechs Tadieschenkörper ließen sich deutlich einfacher kleben, als die länglichen Frisuren. Einige Passagen zerschnitt ich und klebte sie einzeln auf das Sieb. Die Folie war sehr rollig und flutschte eigenwillig durch die Gegend. Zweifel kamen auf. Wird das was?
Ich machte mir Gedanken darüber, dass nach dem Zerschneiden der Folie mein Motiv nicht mehr exakt sitzt. Ein leichtes Blitzen der unterschiedlichen Ebenen, so entschied ich, sind bei diesem Entwurf okay. Erinnert ihr euch noch an die alten Obstkisten in den Supermärkten? Die hatten auch diesen Charme der Ungenauigkeit und ich fand sie damals wunderschön.
Die Qualität des Drucks hat mich sehr beglückt. Satt und glänzend stand die Farbe auf dem Tuch. Auch die leichten Verläufe an den Rändern kamen mir sehr gelegen. Anfangs habe ich aus Vorsicht sehr oft über die Schablonen gerakelt. Mit der Zeit lernte ich, dass das nicht nötig ist.
![Ausgeschnittene Motive. Die Klebefolie lässt sich nur ungern auf dem Sieb befestigen.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4818-600.jpg)
![Tadieschen im Siebdruck. Die Farbe wird duch die Schablonen gerakelt.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4826-600.jpg)
![Ansicht des Siebes nach dem Drucken.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4828-600.jpg)
![Der erste Druck ist gut geworden. Die Tadieschen Körper strahlen in Lila](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4823-600.jpg)
![Große Ansicht eines Details. Die Farbe glänzt und steht satt auf dem Stoff.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4825-1080-1.jpg)
Passgenauigkeit lässt Grüßen
Für das Positionieren der Motive habe ich für das Drucken mit der Folie keine Passmarken verwendet. Wohl eher, weil ich vorher nicht darüber nachgedacht hatte und mittendrin keine Kapazitäten dafür hatte. Ich hoffte, die Frisuren würden sich schon irgendwie an die Tadieschen Körper schmiegen.
Meine einzige Justierhilfe beim Kleben war das Unterlegen der 1:1 Zeichnung, die erfreulicherweise durch das Sieb schimmerte. Beim Drucken setze ich auf mein Augenmaß und legte den Siebdruck-Rahmen einfach mittig auf das Tuch. Eine Passmarken-Technik entwickelte ich erst später. Dazu gleich mehr.
Für einen kleinen Abstand zwischen Sieb und Tuch sorgte ein an den Rahmen geklebtes Centstück.
![Klebefolie mit den Blättchen. Es rollt und wellt sich alles und das Bekleben ist wirklich schwer.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4842-1080.jpg)
![Kleiner Trick: Eine Münze wird mit Klebeband auf den Rahmen geklebt. Das sorgt für den nötigen Abstand beim Drucken.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4830-600.jpg)
![Sieb nach dem Drucken.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4850-600.jpg)
![Tadeischen im Siebdruck: Die zweite Schicht ist gedruckt. Die Tadieschen haben nun eine Blattfrisur.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4851-1080.jpg)
So kam das Motiv auf das Sieb: mit Fluid und Filler!
Wie ich detaillierte Motive ohne Belichtung auf ein Sieb bekomme, habe ich mich schon lange gefragt. Bis ich davon erfuhr, dass es ein »Drawing Fluid« gibt, mit dem ich einfach auf das Sieb zeichnen kann. Die Zeichnung wird nach dem Trocknen mit einem »Screen Filler« geflutet. Nach dem Trocknen des Fillers, lässt sich das Fluid wieder auswaschen und die Zeichnung ist »frei«. Das bedeutet, die druckenden Elemente auf dem Sieb, werden nicht durch eine Paste verschlossen. An diesen Stellen kann die Farbe durch das Sieb gerakelt werde und das Motiv wandert 1:1 auf das Küchentuch.
Soweit die Theorie. Ohne die Technik auszuprobieren, machte ich mich ans Werk. Es lief alles perfekt. Dass das nicht immer so ist, weiß ich nun aus den Berichten anderer Teilnehmerinnen.
Unten seht ihr mein Sieb mit Geisterbildern. Alte Motive ließen sich nicht vollständig beseitigen. Sie stören nicht beim Drucken. Ich füllte das Drawing Fluid (blau) in ein Glas und machte mich mit einem geeigneten Pinsel ans Werk. Ich hatte vorher verschiedene Pinsel getestet, um den richtigen Duktus zu treffen. Die Reinzeichnung lag unter dem Sieb. Die Abstandhalter haben verhindert, dass das Fluid an der Papiervorlage kleben bleibt. Das Fluid ließ sich wunderbar verarbeiten. Sogar ein paar Kleckse gelangen.
![Das Sieb unter dem die Zeichnung in 1:1 liegt. Nun wird mit Drawing Fluid direkt auf das Sieb gepinselt.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4857-1080.jpg)
![Fertige Zeichnung. Das Motiv ist nun auf dem Sieb und das Drawing Fluid trocknet.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4863-600.jpg)
![Sieb nach dem Fluten mit dem Filler.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4889-600.jpg)
![Details des Siebes nach dem Auswaschen des Fluids. der Filler überdeckt alles, was nicht gedruckt werden soll.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4893-1080.jpg)
Nach dem Durchtrocknen des Drawing Fluids habe ich das Sieb mit dem Screen Filler (rot) geflutet. Den Filler habe ich teilweise zu üppig aufgetragen. Das Auftragen war knifflig, daher gibt es keine Fotos. Mit einem Rakel habe ich den Filler über das Sieb verteilt. Da ich keine ungewollt offenen Stellen erzeugen wollte, bin ich einige Male über das Sieb gefahren, um reichlich Filler zu verteilen. Dadurch hat sich der Filler durch das Sieb gedrückt und hat sich an gewissen Stellen sehr verdichtet. Noch etwas mehr und er wäre auf der Rückseite in meine Zeichnung geflossen. Zum Glück ließen sich die paar Tränen, die entstanden, gut wieder abnehmen.
Nachdem der Filler trocken war, wurde das Sieb in der Badewanne gewaschen. Das Fluid ist wasserlöslich und wurde aus dem Sieb gespült. Nun zeigte sich, dass alles gut funktioniert hat. Das Verfahren hat mich sehr überzeugt, kleinste Pinselspuren wurden sichtbar!
Passgenauigkeit dank Schablone und Markierungen
Wie bereits erwähnt, stellte sich beim Machen heraus, dass ich mir ein System für die Passgenauigkeit ausdenken muss. Schließlich sollte die Kontur meines Motives passend auf den bereits gedruckten Körpern liegen. Dadurch, dass ich bisher keine Passmarken verwendet hatte, tanzten die Tadieschen auf jedem Tuch anders. Ich übertrug die Outline meiner original Tadieschen Zeichnungen mit schwarzem Permanent-Marker auf eine große Folie. Die Folie befestigte ich mit Klebeband oben am Tisch.
Vor jedem Druck legte ich das Tuch unter die Folie. Ich schob das Tuch so lange hin und her, bis die schwarze Outline »perfekt« saß. Dann klappte ich die Folie weg, ließ das Tuch genau an der Stelle liegen, setze das Sieb an die Passmarken (die ich direkt auf den Tisch gezeichnet hatte) auf das Tuch und konnte drucken.
Ja, very Homemade, aber es hat gut funktioniert!
![Justierung und Passmarken helfen bei der Genauigkeit beim Drucken.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4900-600.jpg)
![Die Konturen der Outline wurden mit Edding angedeutet. Die bisherigen Drucke werden unter der Folie ausgerichtet.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4905-600.jpg)
![Ansicht der Druckhilfe auf dem Schreibtisch. Die Folie wird oben an den Tisch geklebt und kann zurückgeklappt werden.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4907-1080.jpg)
![Die Konturen des Motives werden in Petrol gesiebdruckt.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4909-2-600.jpg)
![Detail des Siebes, das mit Farbe geflutet ist.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4908-600.jpg)
Ernte: Der schöne Moment, wenn das Sieb abgehoben wird
Jeder Druck hatte etwas Eigenes und ich bin glücklich, dass es keinen Ausschuss gab. Die Blattfrisuren tanzten mal mehr, mal weniger. Hi und da gab es Rakelspuren. Alles im grünen Bereich. Am Ende hatte ich meinen kleinen Stapel Tadieschen Küchentücher nach Gusto, die in die Briefumschläge verpflanzt wurden. Mein Beibrief entstand aus der flotten Feder. Und ab die Post!
![Tadieschen im Siebdruck: Der fertige Druck für die Frühlingspost nach Gusto mit allen drei Schichten. Die Konturen sitzen gut!](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4912-1080.jpg)
![Tadieschen im Siebdruck: Detail mit kalligrafischer Handschrift und Tadieschen.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4915-1080.jpg)
![Alle meine Drucke für die Frühlingspost landen auf dem Wäschetrockner-Ständer. Es ist eine schöne Serie geworden.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4932-1080.jpg)
![Tadieschen im Siebdruck: Der fertige Stapel auf Tabeas bunter Arbeitsplatte.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5288-600.jpg)
![Küchentuch mit Tadieschen und kalligrafischer Beibrief für die Postkunst.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5309-600.jpg)
![Ausschnitt aus dem Umschlag. Mit Tusche gezeichnet und geschrieben. Absender und Titel der Postkunst.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5311-600-1.jpg)
![Die Umschläge sind gepackt und adressiert. Sie liegen als Stapel auf dem Schreibtisch.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5315-600-1.jpg)
Hier eine Auswahl der Küchentücher, die bei mir im Briefkasten lagen. Jedes ist anders und es ist eine tolle Serie geworden! Um die Tücher den Künstlerinnen zuordnen zu können, habe ich kleine Etiketten angeheftet.
![Ansicht von Tabeas Küche mit verschiedenen Küchentüchern, die sie per Post von den Teilnehmerinnen erhalten hat.](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_5526-1080.jpg)
Am Ende gönnte ich mir noch ein bisschen Spaß. »Tadieschen im Siebdruck« funktioniert nicht nur auf Küchentüchern:
![Der Tadieschen Entwurf auf ein T-Shirt gedruckt. Macht Lust auf mehr!](https://tabeaheinicker.de/wp-content/uploads/2024/02/IMG_4918-1080.jpg)
Nicht jede Technik aus unseren Postkunst-Aktionen möchte ich danach unbedingt wiederholen. Diese schon! Das Zeichnen direkt auf das Sieb finde ich sehr überzeugend. Besonders in Kombination mit Shirts in Tabea Design, würde ich am liebsten sofort wieder loslegen.
Liebgruß von Tabea
Inspirative Links:
Konzept der Frühlingspost 2023
Schwarmwissen Siebdruck
Finissage der Frühlingspost 2023
Die Mittelchen, die ich verwendet habe (reine Info, es bestehen keine Kooperationen mit Firmen):
Speedball Drawing Fluid
Speedball Screen Filler
Dekaprint Siebdruckfarbe für Stoff
Mein Rakel