Viele Worte oder gar keine, um viel auszudrücken oder gar nichts? Und muss das jetzt politisch sein? An der Stelle, an der Kunst irgendwas sollen soll oder nicht sollen soll, hört sie auf. Das Entscheidende an der Kunst ist der »Freiheitsmoment«. Freiheit für die Person, die Kunst gestaltet und entscheidet, wie viel Sinn oder Unsinn im Spiel ist. Es bedeutet Freiheit, ihr einen geschützten Raum in der Öffentlichkeit zu geben. Es ist Freiheit, sie nach eigenem Ermessen zu betrachten und zu interpretieren. Sie ist einfach da.
Warum muss ich das erklären? Wobei ich da schon bei meinem persönlichen Thema bin. Ist es gerade einfach? Ist es einfach, sich eine eigene, fundierte Meinung zu bilden und sie zu vertreten? Ich falle seit einigen Monaten von einem Extrem ins andere: Ich laufe über vor Worten mit meiner Meinung, um mich dann gleichzeitig sprachlos dabei zu fühlen. Ich gerate in ungewollte Sprachlosigkeit.



Für meine Sprachlosigkeit entdeckte ich vor einiger Zeit eine Herzenssprache. Eine Art Ohne-Wort-Schrift, für die ich einen Buchstaben erfand. Die Arbeit entstand damals im ganz Kleinen, als Skizze im Buch, wanderte über Briefmarken und eine Postkunst Aktion schließlich in Din A2 an meine Mini-Galerie. Next Level ist angesagt, denn ich nehme an einer Schaufensterausstellung in Rochlitz teil.
»REIZend« organisiert eine »Feministische Aktionswoche für ein barrierefreies Miteinander«. Vom 8. bis 16. März gibt es Veranstaltungen und Ausstellungen dazu. Hier findest du das Programmheft.


Mit meiner Herzensschrift mache ich das Unsagbare für mich sichtbar. Ich schreibe Zeile für Zeile – mit Interpretationsspielraum zwischen den Zeilen – rhythmisch und simpel meine Gefühlslage nieder. Es ist eine reduzierte und poetische Sprache, eine visuelle Meditation, die mich wieder in Verbindung mit mir selbst und anderen bringt.
1,27 × 1,00 Meter – annähernd eine Decke. Mit der Größe bin ich zufrieden, denn mein erster Versuch, nur halb so groß, ging im Schaufenster etwas unter. Für das üppige Fensterbrett im Schaufenster gestaltete ich 32 Blätter im Format 17,5 × 12,5 cm.

Eine weitere Schrift zum Verschlüsseln meiner Gedanken ist Kurrent. Über Mark-Making-Typografie mit Tusche und Pinsel rutschten dann doch ein paar Wortfragmente aus mir heraus. Feinheiten ließ ich – in der alten deutschen Schrift – mit kalligrafischer Handschrift und Feder aufs Papier fließen. Nach den 32 Blättern geriet ich langsam in Fahrt und wünschte mir mehr Schreibpapier herbei.



Heute Abend wird umgehängt, danach folgen noch Fotos vom Schaufenster.
Danke für dein Interesse. Liebgruß von Tabea
…was für eine tolle Aktion …
Wunderbar deine Herzensworte
Sehr toll, liebe Tabea. Gerade ist eigentlich alles (auch) politisch. Wie gut, dass du eine eigene (Herzens)-Sprache hast, deine Gedanken auszudrücken, und die schöne Tabea-Schrift… Liebe Grüße Ghislana
PS Da wohnen wir im selben, aber für einen Tagesausflug ist Rochlitz quasi unerreichbar mit öffentlichen. Umsomehr freue ich mich auf weitere Fotos…
(im selben Landkreis, meinte ich…)
Liebe Ghislana, Fastnachbarin 🙂 Ja, ich wollte eigentlich »feministisch« arbeiten. Doch die Phase vor und nach den Wahlen hat mich buchstäblich lahm gelegt. Und wie soll man sich frei fühlen, in dieser Umgebung die eigene Meinung zu visualisieren? Aber irgendwie möchte es raus und diese Arbeit ist ein Anfang. Liebe Grüße von Tabea
Fotos reiche ich auf jeden Fall noch nach!
liebe tabea,
immer wieder so tiefsinnig, deine beiträge. ich liebe deine arbeiten, eine herzensangelegenheit.