Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025

Diese Woche ist Sommerpost Finissage! Im Post-Kunst-Werk Blog gibt es bereits Michaela und mein traditionelles Pingpong – mit Rückblick auf die gelungene gemeinsame Aktion nachzulesen. Für die Sommerpost 2025 habe sich Michaela und ich ein Weitblick-Landschafts-Projekt ausgedacht, an dem sehr viele, liebe, kreative Postkünstlerinnen teilgenommen haben.

An dieser Stelle gehe ich tiefer auf meine eigene Puzzle-Landschaft im Hochdruck ein. Ganz frei suchte ich Farben, Formen und landschaftliche Blicke in meinem Skizzenbuch. Das Thema Blick liegt mir schon lange am Herzen. Sowohl der äußere als auch der innere. So erklärt es sich von selbst, dass in meinen ersten Visualisierungen beides Ausdruck fand.

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025: Einblick in Tabeas Skizzenbuch. Kalligrafisch mit Datum und Uhrzeit und ersten Eindrücken zur inneren Landschaft.
Skizzen von Tabea Heinicker mit Tusche und Feder locker aus dem Handgelenk. Linien türmen sich zu Gedanken-Landschaften.

Schwarze Tusche und Feder sind die Werkzeuge, um meine Gedankenschaften aus ihren Kammern herauszulocken. Das Zeichnen hat Spaß gemacht, obwohl es sich in meinem Kopf anfühlte, als würde ich Licht in eine Dunkelkammer lassen. Es gab so viele Eindrücke und Ausdrücke, dass schnell klar war, DAS ist nicht in einem Puzzledruck zu bändigen. Ich sammelte ein paar landschaftliche Muster, stapelte Räume und fand schließlich … etwas, was einer Mischung aus meinem Innen und Außen glich.

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025: Weitere Skizzen, die nun mehr ins landschaftliche gehen. Pinsel und Aquarellfarben in Lila und Türkisblau. Lockerer Duktus mit Muster für Wetter, Wiesen und Wasser.

Schließlich blieb ich an der Doppelseite (siehe oben) hängen. Zwar noch recht aquarellig, aber schon in Schichten, Flächen und Räume gegliederte »Schaften«. Ich bedachte, dass ein akkurat geschnittener Druckstock eventuell die emotionalen Seiten der farblichen Wasserspiele nicht gut wieder geben könnte.

Obwohl ich die Zeichnung links – mit einem Meeresmondblick – mag, war sie mir zu real und ich entschied mich für eine abstrakte Variante wie rechts. Etwas wetterartiges, ein übereinander von Streifen und Zonen für einen tiefen Blick. Bewusst haben wir uns diesmal für das hochkantige Format entschieden.

Nachdem ich mich im Skizzenbuch thematisch ausgetobt hatte, kam ich auf die Idee, alles wieder zu vergessen. Ich fing also nicht an, meine Entwürfe auf die Druckplatte in DIN A5 zu übertragen, sondern malte direkt auf die noch ganze Platte. Ich dachte, vielleicht spricht dieses Stück Gummi mit mir und ich kann daraus etwas neues entwickeln.

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025: Erster Druck mit der Gummiplatte. Ohne Schnitte, sondern am Stück mit Pinsel bemalt und abgedruckt.

Links mein erster Druck und rechts die Platte mit noch reichlich Farbe. Ein Tag am Meer? Sehe ich da einen Strand mit Brandung und Wildwetterwolken? Auch wenn mir mein erster Druck schon gut gefiel, erinnerte ich mich an unser Thema »Puzzledruck«. Mit einer Platte würde ich dem nicht gerecht werden können. Ich schnitt die Platte mit einem Skalpell beherzt – ohne weitere Vorskizzen – an den entsprechenden Stellen durch und erhielt 3 Teile. Eine konkrete Landschaft hatte ich dabei noch nicht im Sinn. Ich muss wohl gedacht haben, ich nähere mich einer »Schaft« auf diese Weise an, ohne sie zu konkret »haben zu wollen«.

Foto mit links Blick in Tabeas Skizzenbuch. Eine wilde flächige Aquarelllandschaft ohnr Details. Rechts die Gummiplatte bereits in drei Teile geschnitten.

Mit dem hügeligen Schnitt am Horizont entfernte ich mich optisch von der Meereslandschaft. Statt zum Schnitzwerkzeug zu greifen, legte ich meine schönsten Pinselschätze auf den Tisch. Die drei Platten ließen sich mit Linoldruckfarbe, Farbwalze und Pinsel gut gestalten. Ich mochte, die glatten Effekte an den Schnittkanten der Platten. Wirre Pinselkräuseleien türmten sich scheinbar wie Wolken am Horizont. Pinselstriche wirkten wie Himmel, See und Ufer – fehlte noch ein Lot, so entstand der vierte Cut.

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025: Viele Drucke der vierteiligen Platte, es entsteht eine Serie mit leichten Variationen in Farbe.

In diese Strukturen noch Muster zu schnitzen, widerstrebte mir. Also beließ ich es dabei. Von Druck zu Druck variierte ich die Farben dezent, mischte nach, probierte aus. Und rasch war die Serie komplett. Um stets vier Farben zum Einwalzen parat zu haben, verwendete ich 2 große Glasscheiben. Für ein Anschreiben sammelte ich ein paar Skizzen aus meinem Buch und gestaltete einen Bildbrief.

Puzzle-Landschaft im Hochdruck für die Sommerpost 2025: Anorndung von Umschlag, Beibrief und Druck, so wie es die Teilnehmerinnen aus Tabeas Gruppe geschickt bekommen. auf dem Umschlag ist das viergeteilte Motiv in Weiß gedruckt. Wie eine Schneelandschaft.

Kommt jetzt eine Herbstpause? Wie so oft nach einer Postkunst Aktion, denke ich, ich könnte doch in dieser Technik noch etwas experimentieren. In Wahrheit stapeln sich Projektbündel auf meinem Schreibtisch, die alle gern noch hübsch aufbereitet werden möchten. Dafür könnte sich die kalte Jahreszeit eignen, wenn mein Garten schläft und ich deshalb vermutlich sehr, sehr viel Zeit haben werde.

Liebgruß von Tabea

Tadieschen im Skizzenbuch

Tadieschen im Skizzenbuch

Vor einem Jahr, zur Frühlingspost 2023, gab es diesen Blog noch nicht. Gern nehme ich nach und nach meine verflossenen Postkünste nachträglich auf. Nicht mehr lange und die Frühlingspost 2024 beginnt. Michaela und ich haben ein feines Konzept erarbeitet und wir sind schon sehr gespannt. Heute blicke ich noch mal zurück zur Siebdruck-Aktion im letzten Jahr. Damals hat sich schnell das Motiv eines Tadieschens herausgearbeitet. Ein heiteres Wesen, das Küchentücher bewohnt. »Tadieschen im Skizzenbuch« ist jedoch die passendere Bezeichnung, denn das kleine Gemüse hat ein Eigenleben im Skizzenbuch entwickelt.

Ein neues Skizzenbuch mit Konzept

Dieses weiße Weißbuch aus abgelagertem Aquarellpapier hatte ich schon vor einiger Zeit koptisch gebunden. Es gab bisher keinen Anlass, es aufzuschlagen und anzufangen. Den Umschlag und den Spiegel habe ich Weiß gelassen, damit ich es von außen gestalten kann, wenn ich weiß, in welche Richtung es innen geht. Für meine sprießenden Ideen der Frühlingspost mit dem Motto »nach Gusto«, habe ich es angefangen zu füllen. Es war ein schönes Gefühl!

Als Konzept für dieses Skizzenbuch, habe ich mir vorgenommen, mich und meine Arbeit selbst dokumentarisch zu begleiten. Skizzenbücher waren für mich bisher Bücher, in die ich alles möglich hineinschrieb und zeichnete. Ideen, Gedanken, Entwürfe, Farbpaletten, … landeten querbeet auf die Seiten. Oft gab es keine Beschreibung und nicht mal ein Datum. Das ist okay! Manchmal braucht man einen ungebändigten Raum für alles, was aus einem herauspurzelt. Doch ich war sehr motiviert, etwas Neues auszuprobieren.

Selbstdokumentation ist inspirierend

Tadieschen ist gleich auf Seite eins ins Skizzenbuch eingezogen. Mit schwarzer Tusche und Feder leite ich jeden Eintrag mit Datum, Uhrzeit und ein paar Zeilen zu meiner Eingebung ein. Dies sehr entspannt, ohne Dichtkunst von mir zu erwarten. Auch beschreibe ich meine Zeichnungen mit ein paar Worten, gebe Hinweise zu Formaten und Materialien. Obwohl dies planvoll wirkt, gehe ich frei und aus dem Bauch heraus heran. Die Texte und Namen für die Figuren entstehen fast wie von selbst. Für dieses Projekt habe ich meine Tusche Gläschen entstaubt und belebt. Ich griff zu den Farben, die ich mir vor einiger Zeit gemischt hatte.

Warum »selbst dokumentarisch«? Weil ich, während ich einen Entwurf anlege, eine Idee visualisiere oder Gedanken brainstorme, offen und intensiv dabei bin. Warum also nicht auf der Stelle weitergehen und dem Ganzen einen Namen und eine Beschreibung geben? »Herzrübchen«, so ein Wortspiel fällt mir direkt beim Schaffen ein. Zeichnung, Farbe und Schrift gehen Hand in Hand. Es ist wichtig, die Gedanken und Ideen gleich festzuhalten, denn später ist das Gefühl für das Tun im Jetzt nicht mehr vorhanden. Gerade aus der Unernsthaftigkeit entstehen schöne Zusammenhänge. In einigen Jahren kann ich besser nachvollziehen, worum es sich genau handelt. Ich kann Experimente besser weiterspinnen und würde eventuell geplante Einstiege in alte Projekte viel schneller finden.

Technische Hinweise und Nebengeschichten

Mein Tadieschen entwickelte sich frei von Seite zu Seite. Mir schwebte ein heiteres Gemüse vor Augen, in meinen Lieblingsfarben. Ich reduzierte und konkretisierte es und begab mich auf die Suche nach dem richtigen Petrol. Petrol war eine farbliche Vorgabe der Postkunst Aktion. Gar nicht so einfach, sich für einen Farbton zu entscheiden! Zu beachten, ein Mischen mit Tusche ist etwas anderes, als das Mischen mit Siebdruckfarben.

Es entstanden Nebengeschichten. Nach einem Gespräch mit einer Freundin, in dem es um Ernsthaftigkeit ging, entstanden »Grinsgirsch« und »Schmunzelschaumhalm«. Die Freundin deutete an, dass meine Tadieschen zu einfach und heiter wirkten. Diese Bemerkung triggerte mich. Ich beschloss, meine andere Sichtweise mit Humor auf den Punkt zu bringen. Wie ernsthaft muss Gestaltung sein? Wie ernsthaft muss Gemüse sein? Lächelkraut ist die Antwort. Und ein Skizzenbuch ist IMMER eine gute Antwort!

Und dieser Entwurf rechts ist es dann geworden. Die Umsetzung des Siebdruckes auf Küchentuch zeige ich in einem weiteren Blog-Post. Auf der linken Seite befinden sich Mischungen für das Blattgrün, in Anlehnung an den Farbton »Sanfter Morgentau«. Jetzt in der Rückschau wird es um so deutlicher: Das Projekt ist ein Jahr alt und dank der Skizzen und Bemerkungen gelingt das Eintauchen und Rekapitulieren recht einfach. Da bleibe ich dran!

Liebgruß von Tabea


Inspiration

Das Konzept der Frühlingspost 2023: KLICK
Die Finissage, in der meine fertigen Tücher zu sehen sind: HIER

Freude am Skizzenbuch binden

Freude am Skizzenbuch binden

In selbst gebundene Skizzenbücher zu zeichnen und zu schreiben, ist etwas Besonderes. Im eigenen Stil gestaltet, fühle ich mich sehr wohl und es ist zu 100 % meins. Früher hatte ich meine Mühe, Skizzenbücher in den Läden zu finden, die mir sowohl optisch als auch qualitativ gefielen. Heute kann ich alles selbst bestimmen: Größe, Grammatur und Qualität des Papiers, die Gestaltung und natürlich die Bindetechnik.

Oben seht ihr eine Musterpapier-Kollektion. Aus diesen Papieren kann ich eine ganze Serie binden, die am Ende schön zusammenpasst. Das Papier reiße ich gern, es entstehen schöne Fransen an den Kanten.

In den letzten Jahren habe ich mich in die Koptische Bindung verliebt. Mittlerweile habe ich einige koptische Bindetechniken ausprobiert und bin fast zufrieden. Rein technisch ist es schön, dass sich diese Bücher komplett aufschlagen lassen. Auch kompensiert der Bund es gut, wenn ich die Papiere nachträglich grundiere und ihnen damit mehr Volumen im Profil verpasse. Was mir am meisten entgegenkommt, ist die Einfachheit: Zwei Pappdeckel, ein paar Papierlagen, Nadeln und Fäden und es kann fast nichts mehr schiefgehen. Ich gehe gern intuitiv ans Werk und muss hier nicht so genau arbeiten und messen, wie bei einem Buch mit geschlossenem Rücken.

Mittlerweile habe ich meine Werkzeuge und Materialien parat und bleibe ihnen treu. Das schöne Täschchen (unten links) von Christiane @momi_machts birgt meine Ahlen, Falzbeine, Nadeln und vieles mehr. Und seit Jahren arbeite ich mit den gleichen Fäden, die ich mir mal online gekauft habe. Der Faden ist recht fest und dick, dafür Nadeln zu finden, war gar nicht so leicht. Die Dicke des Fadens passt gut zu meinen Heftlagen, die ich gern üppig ausstatte. Denn, damit nach der Bindung alles gut sitzt, ist das Verhältnis von Heftlage und Faden sehr wichtig.

Oben: Diese beiden Bücher habe ich mir noch während der Sommerpost 2022 gebunden. Es sind so viele Pflanzendrucke entstanden, dass sie mich gleich zum Binden motiviert haben. Das untere der beiden Bücher ist mein derzeitiger Wochenplaner.

Unten ein kleiner Versuch: Vier Lochstränge stabilisieren deutlich besser, als nur zwei.

Manchmal werde ich gefragt, welches Papier ich zum Binden verwende. Lange habe ich geerbtes Papier verwendet, ungeachtet des Alters und der Qualität. Papier mit unguter Oberfläche habe ich mit weißer Acrylfarbe grundiert. Wenn ich mir Papier kaufe, dann in großen Mengen und Formaten ab DIN A2. Ich probiere Universalpapiere, Zeichenpapiere und Aquarellpapiere aus. Vor dem Kauf weiß ich nicht, in welcher Laufrichtung das Papier geliefert wird. Somit habe ich keine genauen Vorstellungen und lass mich auf das ein, was ich dann später auf dem Tisch liegen habe. Ein paar Lieblingspapiere habe ich, darauf kann ich gern in einem extra Post eingehen.

Meine Regale füllen sich langsam mit bunten Rücken. Unten links stehen meine Wochenplaner aus den letzten Jahren und rechts stehen meine Tagebücher.

Ich plane, ein großes kalligraphisches Skizzenbuch zu binden. Denn ich merke, seitdem mein altes Buch voll ist, vernachlässige ich das großzügige Arbeiten. Um in einem kontinuierlichen Schaffensprozess zu bleiben, ist es ratsam, immer ein paar leere Skizzenbücher im Regal stehen zu haben.

Un hast du auch Bindepläne?

Liebgruß von Tabea

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