Themenfindung und Listenplatzierung

Für die diesjährige Frühlingspost haben sich Michaela und ich mal etwas anderes ausgedacht. Es wurde nicht gedruckt und es gab in dem Sinne auch keine neue Technik zu erobern. Schon länger schwebten mir die minimalistischen und wunderschönen Scherenschnitte von Henri Matisse vor dem inneren Auge. Also haben wir uns auf Farbflächen und florale Papierschnitte eingelassen.

War ich jemals so weit vorn auf einer Liste? Meist bin ich ganz weit hinten und konnte die Herangehensweisen der anderen beobachten, bevor ich mich ans Werk machte. Ich muss sagen, zeitnah mit der Postkunst zu beginnen, hat mir gut gefallen. Ich habe zeitig angefangen, Eindrücke in meinem Skizzenbuch zu hinterlassen und kam rasch auf meine Tatulpen für die Frühlingspost 2025.

Vergrößerung einer Tatulpe in Lila. Kleckse sind auch mit dabei.

Mein Skizzenbuch sagt mir, wo es lang geht

Mit Feder und Pinsel zeichnete ich grobmotorisch Blumenskizzen in das Buch und verzichtete auf Details. Schließlich ging es darum, die Entwürfe später zu schneiden. Daher zeichnete ich mit der flachen, langen Seite des Pinsels, um das das markmakinghafte zu betonen. Obwohl ich mich sofort mit den Tatulpen verbinden konnte, entstanden noch ein paar andere Pflanzen. Manchmal lasse ich mich gern auf den Impuls der Gründlichkeit ein und gehe im Flow weiteren Ideen nach, auch wenn ich sie nicht mehr brauche.

Du fragst dich, was Tatulpen sind? Hier habe ich darüber berichtet!

Der algenhafte Blumentanz oben rechts gefällt mir. Die floralen Wesen mögen sich scheinbar und schmiegen sich an- und ineinander. Auch die Überlagerungen sind schön, aber eignen sich nicht für einen Scherenschnitt. Besonders die Verläufe und die neuen Farben, die durch die Schichtung entstanden, sind interessant. Bunte Transparentpapiere wären dem vielleicht nahe gekommen.

Im kreativen Fluss mit Dummies

Obwohl mir der Aquarelleffekt gefallen hat, verfolgte ich einen anderen Plan. Warum auch immer, bereits bevor die ersten Entwürfe entstanden, hatte ich ein samtiges, knautschiges, zartes Papiergelüst. Und nur Linoldruckpapier kam dem nahe. Es ist ein japanisches Papier, das zwar sehr dünn, aber strapazierfähig ist. Ich finde es gut, mit Dummies zu beginnen. Sie hatten ein anderes Format, hielten sich somit nicht direkt an die Regeln, was mir den Einstieg erleichterte.

Mit Tusche – in den Lieblingsfarben aus dem Archiv – färbte ich Probeblätter in DIN A5 ein. Alles lief nach Plan und die Einfachheit im Prozess hat Spaß gemacht. Die Farbkombination für die Collage entstand aus dem Bauchgefühl, nur zwei Farben pro Blatt, mehr sollten es nicht werden. Das Format ließ sich gut bearbeiten und die Entwürfe flossen ungehindert über die Schere auf das Papier.

Papiereinfärben und Arbeiten in Serie

Die Serienarbeit konnte beginnen, und im großen Stil färbte ich Blätter im richtigen Format ein. Die Effekte der Farbperlen auf dem feuchten Tisch waren sehr angenehm. Leider musste ich sie übertünchen und dachte mir, mit diesem Linoldruckpapier werde ich noch öfters färben und experimentieren. Hättest du gedacht, das Papier beim Einfärben einlaufen kann? Während des Einfärbens ist das Papier deutlich geschrumpft, damit habe ich nicht gerechnet. Am Ende war die Arbeit tatsächlich je ein Zentimeter zu kurz an den Seiten.

Es entstanden Farbpapiere in zwei unterschiedlichen Tönen, die ich noch etwas zerknüllte. Ohne Vorzeichnung schnitt ich die Tulpen aus und fixierte sie locker mit Klebestift auf der Unterlage. Das Motiv ließ sich gut an das sehr schmale Format anpassen. Das Postkartenformat hat mir allerdings auch sehr gut gefallen. Besonders auf diesem zarten Papier schimmert die verwässerte Tusche blass zwischen der kräftigen Farbe. Beim Kolorieren des Papiers hat es Spaß gemacht und ich konnte den Effekt nur erahnen. Ohne Kleckse fühle ich mich nicht wohl, also vervollkomnete ich die Tulpen mit Ton-in-Ton-Tusche-Klecksen.

Textcollage und Blackout Poetry

Für die Schnipselpoesie wählte ich ein Buch aus dem Erbe meiner Oma. Es hatte das perfekte Format, und der Blocksatz passte ausgezeichnet. Wie für mich gemacht! Die Schnipsel für die Poesie bestanden aus drei Fragmenten pro Blatt. Die Seitenzahlen und Überschriften entsprechen den tatsächlichen Positionen der Seiten im Buch. Den oberen sehr breiten Rand ließ ich bewusst, damit man die Seiten später gut binden kann und nichts zu nahe am Bund steht.

Für den Text habe ich die Blackout Poetry angewandt. Mit Pinsel und Tusche wurde alles verdeckt, was einem neuen Sinn im Wege stand. Robert Lejeune, Autor und Berichterstatter über Honoré Domie, hat eine komplexe Textgrundlage geboten. Ich freu mich schon, den Text auf andere Weise für meine Sonderpost zu bearbeiten.

Kalligrafischer Beibrief

Ein Frühlingspost-Beibrief, in bewährter Technik, musste natürlich dazu. Mit Lieblingsfeder und schwarzer Tusche schrieb ich frei aus dem Bauch heraus. Dabei blieb ich dem Farbschema treu. Am Ende gab es zwei Blatt pro Brief. Die Rückseiten des Anschreibens streifte ich.

Es war schön mit euch und kleine Vorschau

Es war mir ein Vergnügen! Ich bedanke mich bei allen Teilnehmerinnen, die so aktiv und begeistert mit dabei waren! Danke für die vielen lieben Pöste und Sonderpöste! Wenn du wissen möchtest, was aus all den Werken geworden ist, dann schau gern am Montag im Post-Kunst-Werk vorbei. Michaela und ich haben eine feierliche Finissage gepostet! Ein paar kleine Einblicke:

Bis bald und Liebgruß von Tabea

2 Kommentare

  1. Wie schön, liebe Tabea, dass ich einmal über deinen Post „zusehen“ konnte, wie deine Post entstanden ist. Vielen Dank für den Einblick. Dein Buchcover kommt mir bekannt vor. Schön, dass du den Umschlag so fein verwendet hast. Ich freue mich!

    Maibunte Grüße sendet dir, Ute

    Antworten
    • Liebe Ute, ich danke dir! Und ja, ich habe mir zwei Umschläge ausgesucht, die vollflächig in schönen Farben gestaltet waren. Ich danke dir für deine tolle Post! Der Umschlag hat sich perfekt für dieses Projekt verarbeiten lassen 🙂 Liebgruß von Tabea

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