Meine Sommerpost »Herzensarbeit«
Ich bin das Schlusslicht meiner »Liste« und habe letzte Woche meine Wasserseiten für die Sommerpost verschickt. Heute zeige ich die ganze Serie und spreche darüber, was mich dazu bewegt hat. Nachdem ich in den letzten Beiträgen hier im Blog meine teilweise selbst dokumentarische Herangehensweise veranschaulicht habe, bin ich diesmal gänzlich anders herangegangen. Planlos. Auch wenn man es meiner Sommerpost nicht anmerkt, da sie nach Herzensarbeit aussieht.
Wie Wasser habe ich mich plätschernd treiben lassen. Kopf aus. Keine Thumbnails-Entwürfe, kein Streuen in alle kreativen Himmelsrichtungen, keine visualisierten Vielheiten, aus denen ich hätte schöpfen können. Die Arbeit entstand beim Machen und nach jedem Arbeitsschritt ergab sich ein anderer. Ratlosigkeit inklusive. Ohne Plan kommt dann auch das Gefühl von Ungeplantheit auf. Das kann zweischneidig sein. Einerseits das kühne Freiheitsgefühl, das Hoffen auf Überraschungen und andererseits die Möglichkeit alle Blätter mit einer experimentellen Schicht zu ruinieren oder keinen runden Abschluss zu finden.
Zu Beginn der Sommerpost habe ich die Aquarellpapiere auf das Format gerissen und auf meinen kleinen Tisch gelegt. Ich liebte den kleinen Stapel mit seinen flauschigen Kanten. Dann hat mich der Sommer mit gewissen Ereignissen überrollt, die meine Gedanken von der Postkunst-Planung ablenkten.
Der Vorteil davon, sich bewusst keinen genauen Plan zu machen, ist, dass sich dann das Unterbewusstsein regt. Die Stelle im Körper, wo alles schon ist und Sinn ergibt. Die Stelle, die oft vom Kopf übersteuert und nicht gehört wird. Mein Unterbewusstsein sucht seit Wochen das Wasser. Täglich finde ich mich an der Mulde wieder, stecke meine Füße und Gedanken hinein. Das Wasser reguliert meine Turbulenzen. Es gluckert vor sich hin wie Tusche.
Eines Tages denke ich also an meine Mulde, an all meine Lieblingsblicke und an all meine Gefühle, die ich dort Gefühle sein lasse. Und ich lege los. Krame meine kleinen Tuschegläser hervor, lasse den Aquarellkasten links liegen. Evaluiere aus all den Gläschen meine Vorstellung von Farbe, besprühe meine flauschigen Blätter mit Wasser und lass die bunte Tusche fließen. Ein Farbinferno, das beim Arbeiten entzückende Effekte verursachte. Schöne Gefühle auch. Schon während des Trocknens bemerkte ich, dass sich die leuchtenden Farbeffekte gegenseitig auffraßen. Das erzeugte mittelmäßige Gefühle in mir.
Die Rückseiten habe ich nicht geschützt, so kroch die Farbe von der Oberseite zur Unterseite. Ein Wasserspiel, das ich nicht unterbinden wollte. Die aleatorischen Effekte gefielen mir. Streifen und Linien kamen automatisch aus meinem Handgelenk herausgeflossen. Ich dachte an die Mulde und all das, was ich ihr erzählt hatte.
Eine Seite bepinselte ich mit einer meiner Lieblingsfarben »Sanfter Morgentau«. Und mir war plötzlich danach, Steine ins Wasser werfen. Oder doch gleich mein Herz? Ich erinnerte mich also an das, was schon ist, meine Herzserie und meine seit Wochen anhaltende Herzensunschärfe. Ich beobachtete, was passiert, wenn ich mein Herz ins Wasser werfe. Zufriedenstellend.
Während sich meine Morgentau-Herzen in der Trocknungsphasen befanden, meldete sich mein Unterbewusstsein. Ein Bild von meiner Mulde, die wie Tusche ist. Und schon klecksten Tuscheflecken und Herzen auf meine Wasserseiten. Eine Geschichte, die sich fortsetzt. Emotionen, die aus Gefühlen wachsen, auch wenn es nicht immer angenehme sind. Doch genau das ist der Treibstoff für meine Kreativität. Auch die traurigen Geschichten im Leben. Alles braucht seinen Raum.
Nun, wo es so offensichtlich war, dass ich hier meine Herzensarbeit für die Sommerpost fortsetzte, landete die dritte Herzserie aufs Papier. Keine Feder, so die Regel für diese Sommerpost Aktion, sondern der Pinsel ist unser Werkzeug. Daran hielt ich mich und ließ mich auf einen etwas längeren Prozess des Schreibens mit einem sehr filigranen Zahnarztpinsel ein, den mir Michaela mal geschenkt hatte. Ein Liebesbrief an die Mulde. Je nach Anzahl der Streifen variiert der Text.
Gebündelt zu kleinen Heftlagen, beobachte ich meine Wasserseiten noch eine Weile auf meinem Arbeitstisch. Ich bin zufrieden, die Herzserie der Galerie im Kleinformat weitergestaltet zu haben. Es ist gut, sich zu wiederholen, denn das bedeutet, im eigenen Element angekommen zu sein.
Schließlich habe ich die Heftchen eingetütet und in das gelbe Dings geworfen. Tschüßi! Morgen feiern Michaela und ich im Post-Kunst-Werk Blog die Sommerpost Finissage. Zeigen all die Pöste, die wir erhalten haben und was wir daraus gemacht haben. Außerdem haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Dazu bist du herzlich eingeladen! Schau vorbei!
Liebgruß Tabea